Lexikon
- Was sind Teilleistungen?
- Was ist Legasthenie?
- Was ist Dyskalkulie?
- Was ist Edu-Kinestetik?
- Welche Tests verwende ich für meine Arbeit?
Was sind Teilleistungen?
Die Teilleistungen – auch als Sinneswahrnehmungen oder Funktionen bekannt – können primär in drei große Bereiche eingeteilt werden:
- optische oder visuelle Wahrnehmung
- akustische oder auditive Wahrnehmung
- Raumlage
Hinzu kommen noch zwei Teilleistungen, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Sehen und Hören stehen, nämlich die
- Intermodalität
- Serialität
Der optische und akustische Bereich wird jeweils noch weiter untergliedert in:
- Figur-Grund-Differenzierung: Das Wesentliche aus dem Gesehenen/Gehörten kann nicht erfasst werden
- Differenzierung: Ähnliche Dinge werden als gleich gesehen/gehört
- Gedächtnis: Gesehenes/Gehörtes kann nicht behalten und wiedergegeben werden
Auch der Bereich der Raumlage erfährt noch eine weitere Differenzierung:
- Raumorientierung
- Tastsinn
- Körperschema (rechts/links; oben/unten, hinten/vorne)
Unter Intermodalität versteht man die Fähigkeit, eine Beziehung von Gesehenem und Gehörtem herstellen zu können.
Serialität ist die zeitliche und räumliche Zuordnung von Einzelwahrnehmungen. Zu serialen Leistungen zählt man z. B. richtiges Zählen, logisches Denken, Vorausplanen von Aktivitäten, Einhalten von Spielregeln, Erzählen von Geschichten.
An einem einfachen Beispiel will ich Ihnen zeigen, wie viele Teilleistungen Ihr Kind benötigt, um eine einfache Ansage zu schreiben:
- Das Kind muss in der Lage sein, die Stimme des Lehrers aus den Hintergrundgeräuschen – welche ja immer vorhanden sind – herauszuhören ⇒Teilleistung: akustische Differenzierung.
- Das Kind muss sich das Gesagte merken ⇒Teilleistung: akustisches Gedächtnis.
- Der Satz wird in einzelne Wörter zerlegt, jedes Wort in einzelne Laute. Die Reihenfolge muss dabei beibehalten werden ⇒ Teilleistung: Serialität.
- Ähnlich klingende Buchstaben dürfen nicht verwechselt werden -> Teilleistung: akustische Differenzierung.
- Umdenken der Laute in Buchstaben, ähnlich aussehende Buchstaben dürfen nicht verwechselt werden ⇒ Teilleistungen: Intermodalität, optische Differenzierung, optisches Gedächtnis, Raumlage.
- Niederschreiben der Buchstaben in der richtigen Reihenfolge ⇒ Teilleistungen: Serialität, Raumlage.
- Beachten der Rechtschreibregeln – hierfür muss das Kind zusätzlich auch den Sinn verstehen (z. B. Hauptwort/Zeitwort) ⇒ Teilleistung: optisches Gedächtnis.
Wenn man bedenkt, wie viele Teilleistungen funktionieren sollen, damit eine Ansage fehlerfrei im Heft steht, ist das eine beachtliche Leistung Ihres Kindes!
Wenn aber trotz stetem Üben immer wieder Fehler gemacht werden, so ist es sehr wichtig zu wissen, an welcher Teilleistung gezielt gearbeitet werden muss, damit das Kind Erfolg und Spaß am Lernen hat. Standardisierte Tests geben darüber konkret Auskunft.
Was ist Legasthenie?
Unter Legasthenie versteht man im Allgemeinen eine Lese-Rechtschreib-Schwäche. Das Phänomen der Legasthenie wird bereits seit mehr als 100 Jahren erforscht. Sicher ist heute: Legasthenie ist keine Krankheit! Legasthene Menschen sind weder dümmer noch fauler als andere – sie haben lediglich einen anderen Zugang zu Zeichen und Symbolen! Sie brauchen mehr Zeit und die Möglichkeit, Symbole wie Buchstaben und Zahlen mit allen Sinnen erfassen zu können. Gibt man ihnen diese Zeit und ermöglicht ihnen einen individuellen Zugang zu Buchstaben, so werden sie die Kulturtechniken der Lesens und Schreibens genauso erlernen wie nicht legasthene Menschen.
Die Ursachen einer Lese-Rechtschreib-Schwäche können vielfältig sein: Genetik, Teilleistungsstörungen, Elternhaus, traumatische Ereignisse, Schule, Wahrnehmungsstörungen, ...
Als Motivation hier einige berühmte Persönlichkeiten, die Legastheniker waren bzw. sind: Albert Einstein, Walt Disney, Franklin D. Roosevelt, Dustin Hoffman, Diego Maradona und viele andere. Sie alle sind – trotz ihrer Legasthenie – zu wichtigen Persönlichkeiten unserer Gesellschaft geworden.
Was ist Dyskalkulie?
Unter Dyskalkulie versteht man Schwierigkeiten im Umgang mit Zahlen, Zahlenräumen und den Grundrechnungsarten. Die Ursachen dafür sind noch nicht genauer erforscht. Man nimmt aber an, dass sie ähnlich jenen der Legasthenie sind. Genau wie bei Legasthenie wird Dyskalkulie meist in der Volksschule erkannt. Einige Merkmale fallen aber schon im Vorschulalter auf: langsame Motorik, Ablehnung von Bausteinen und Legosteinen, kein Interesse für Puzzles, Probleme/Schwierigkeiten beim Malen, die Begriffe „mehr/weniger”, „größer/kleiner”, „länger/kürzer” werden nicht richtig verstanden und angewendet.
Wenn trotz stetem Üben in der Schule und zu Hause Zusammenhänge einfach nicht erkannt werden und das Kind trotz normaler oder überdurchschnittlich guter Intelligenz Rechenaufgaben einfach nicht begreift, so ist dies meist ein Anzeichen für Dyskalkulie. Oft fällt dies erst in der 3. und 4. Schulstufe auf. Je intelligenter das Kind ist, desto länger kann es seine Dyskalkulie durch Auswendiglernen kompensieren. Bei komplexeren Aufgabenstellungen (z. B. bei Sachaufgaben) scheitert das Kind dann, weil ihm das grundlegende Fundament – das Zahlenverständnis – immer noch fehlt.
Was ist Edu-Kinestetik?
Edu-Kinestetik ist eine von Paul Dennison entwickelte Methodik, die Lernende dabei unterstützt, sich ihr Lernpotenzial durch bestimmte Körperbewegungen und Berührungen jederzeit verfügbar zu machen. Zentrales Element der Edu-Kinestetik sind Brain-Gym®-Übungen zur Förderung der Lernfähigkeit. Durch einfache und amüsante Bewegungsübungen und Aktivitäten wird das gesamte Gehirn aktiviert. Brain-Gym®-Übungen helfen jedem Lernenden, sein Potenzial besser zu nutzen. Sie können immer wieder zwischendurch eingesetzt werden, wenn die Konzentration nachlässt, Ermüdungserscheinungen sich bemerkbar machen oder wenn das allgemeine Wohlbefinden einfach danach verlangt.
Welche Tests verwende ich für meine Arbeit?
- Verfahren zur Erfassung von Teilleistungsschwächen: nach Dr. Brigitte Sindelar
- Verfahren zur Differentialdiagnose von Störungen des Lesens und Schreibens für die 1. bis 4. Schulstufe: Salzburger Lese- und Rechtschreibtest
- Testverfahren zur Dyskalkulie: ZAREKI